Ein Baby mit Helm
Vielleicht sind Sie auch schon Babies begegnet, die einen Helm tragen und haben sich gewundert, warum das denn sein muss? Die Hintergründe dafür sind medizinischer Art. Diese Helme helfen, die Kopfform der Babies zu normalisieren. Es gibt Kopfverformungen, die durch ihre Art und ihr Ausmaß einen nicht unerheblichen Einfluss auf die weitere Gesundheit und Entwicklung des Kindes haben können. Um Funktionsstörungen zu vermeiden, soll der Helm den wachsenden Kopf in die richtigen Bahnen lenken.
Schädelverformungen und ihre Ursachen
Es gibt Babies, die bereits mit einer Kopfverformung zur Welt kommen. Schon vor der Geburt kann es durch Mehrlingsschwangerschaften, Platzmangel in der Gebärmutter oder durch eine ungünstige Lage des Köpfchens zu einer Verformung kommen.
Häufiger kommt es jedoch erst nach der Geburt zu Kopfverformungen. Eine schnelle oder schwierige Geburt kann ein muskuläres Ungleichgewicht oder eine Blockade im Bereich der Halswirbelsäule bedingen. Diese verursachen nach der Geburt eine seitliche Zwangshaltung des Kopfes und führen dann zu einer asymmetrischen Kopfform.
Die seit Jahren aufgrund des "Plötzlichen Kindstodes" favorisierte Rückenlage der Säuglinge führt mitunter zu einer Kopfverformung mit z.B. einer starken Abflachung des Hinterkopfes.
Während sich vorgeburtlich entstandene Kopfdeformitäten durch eine Selbstkorrektur meist bis zum 4. oder 5. Lebensmonat auswachsen, können nachgeburtliche, lägeabhängige Kopfverformungen dauerhaft bestehen bleiben. In diesen Fällen ist die Selbstkorrektur nicht ausreichend. Nach dem 4.-5. Lebensmonat wird der Schädelknochen mit zunehmendem Alter härter und es ist keine natürliche Veränderung der Schädelform mehr zu beobachten.
Prophylaxe und erste Maßnahmen
In den ersten Lebensmonaten sollte die Kopfform von den Eltern regelmäßig kontrolliert werden, da die Säuglinge hauptsächlich auf dem Rücken liegen. Hilfreich sind optische und akustische Anreize, die dazu führen, dass der Säugling den Kopf in verschiedene Richtungen dreht. Bei größeren Säuglingen mit zunehmender Kopfkontrolle entlastet eine häufige Bauchlagerung in wachen Phasen den Hinterkopf. Bestehen bereits Anzeichen einer Verformung, sollte das Kind dem Kinderarzt vorgestellt werden.
Physiotherapie / Osteopathie
Die Behandlung von Kopfverformungen sollte möglichst früh beginnen, am Besten unmittelbar nachdem die Verformung bemerkt wurde. Die Erfolgsaussichten sind dann am besten und die Behandlungsdauer ist kürzer. Bei milden Formen und rechtzeitigem Beginn ist durch physiotherapeutische und/oder osteopathische Maßnahmen eine deutliche Verbesserung möglich. Das muskuläre Ungleichgewicht und das weitere Kopfwachstum lassen sich positiv beeinflussen. Beginnt die Therapie rechtzeitig, kann die Kopfform häufig harmonisiert werden. Nur solange das Köpfchen schnell wächst, ist eine Therapie möglich. Eine weiterhin bestehende Deformität am Ende des ersten Lebensjahres kann kaum noch behoben werden.
Helmtherapie
Ab dem 4.-5. Lebensmonat erfolgt keine spontane Formkorrektur des Köpfchens mehr. Die Helmtherapie ist eine sichere und etablierte Methode, um ausgeprägte Verformungen des kindlichen Kopfes zu behandeln. Sie ist ein schonendes Verfahren, denn der Helm wirkt ausschließlich passiv. Er übt keinen Druck auf den Schädel aus. Der Helm liegt an der Stelle des Kopfes an, wo die Form korrekt ist. In den anderen Bereichen lässt er Platz. So wird das Wachstum des kindlichen Kopfes ausgenutzt, um ihn in die Idealform zu führen.
Da das Schädelwachstum im ersten Lebensjahr am größten ist (80% des Gesamtwachstums in den ersten 6 Monaten), sollte in dieser Zeit mit der Helmtherapie begonnen werden. Der günstigste Zeitpunkt für den Behandlungsbeginn ist der 4. bis 5. Lebensmonat. In dieser Periode wächst der Kopf rasch, wodurch sich die Behandlungsdauer auf ein Minimum reduzieren lässt. Je nach Ausprägung der Verformung und je nach Alter des Kindes dauert die Therapie 4 bis 6 Monate. Um einen ausreichenden Erfolg zu erzielen, ist der Helm 23 Stunden am Tag zu tragen. Nach einer kurzen Phase gewöhnen sich die Kinder schnell an den Helm.
Diagnostik und Behandlung
Bei der Erstvorstellung des Kindes erfolgt eine sorgfältige Untersuchung. Der Kopf wird vermessen und die äußere Form des Köpfchens wird dreidimensional mit einem fotooptischen Scanverfahren erfasst. Der Kopf wird nicht geröntgt.
Die fotooptischen Daten werden im Computer von Cranioform ausgewertet und mithilfe einer speziell entwickelten Software in ein 3-D-Modell des Kopfes überführt. Dies ermöglicht eine exakte Analyse der Kopfverformung. Anhand des Computer-Modelles wird bei Bedarf der Helm von Cranioform angefertigt. In nur wenigen Tagen ist der Helm fertig und die Anprobe kann erfolgen. Bei den Folgeterminen in etwa 4 bis 6-wöchigen Abständen wird der Behandlungsverlauf kontrolliert.
Abschluss der Behandlung
Die Helmtherapie endet, sobald der Kopf soweit wie möglich in seine ideale Form gewachsen ist oder das erreichte Alter keine weitere Besserung des Befundes mehr erwarten lässt. Zum Abschluss der Behandlung wird erneut ein 3-D-Scan erstellt. Durch den Vergleich mit dem Vorbefund lässt sich der Behandlungserfolg auch objektiv beurteilen.
Kosten
Die Helmtherapie ist bis jetzt leider noch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen in den Leistungskatalog aufgenommen worden. Das heißt, für die Krankenkassen besteht keine Verpflichtung, die Helmtherapie zu bezahlen. Für jeden Patienten wird nach Antrag einzeln von der jeweiligen Krankenkasse entschieden, ob und in welcher Höhe die Kosten übernommen werden. Ein gesetzlicher Anspruch auf Kostenübernahme besteht nicht.
Bei den privaten Kassen werden die Kosten in der Regel übernommen. Allerdings sollte auch hier sicherheitshalber ein Antrag auf Kostenübernahme vor der Behandlung eingereicht werden.
Wichtig für die Entscheidung der Krankenkassen sind unter anderem die Schwere der Verformung, das Alter des Kindes und die bisherige Therapie.
Autoren der Redaktion
Dr. Christoph Blecher, Facharzt für Kiefer- und Gesichtschirurgie
Priv. Doz. Dr. Hans Albert Beiler, Facharzt für Kinderchirurgie
Praxis
Priv.-Doz. Dr. med. Hans Albert Beiler
Facharzt für Kinderchirurgie
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